Der Warenkorb ist leer
Als Grundlage dafür hat die IGSU gemeinsam mit der Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW die erste Gesamtübersicht über die Littering-Situation in der Schweiz erarbeitet. Dazu gehören zwei Teile:
1.Theorie und Literaturstudie: Das Forschungsteam hat internationale Studien zu Anti-Littering-Massnahmen zusammengetragen und Erkenntnisse aus der Verhaltenspsychologie hinzugezogen.
2. Expert*innen-Befragung: Mittels Online-Umfrage und Interviews wurde der reiche Erfahrungs- und Wissensschatz von über 130 Expert*innen von Schweizer Städten und Gemeinden abgefragt.
Aktuell laufen die Vorbereitungen für die Experimente im Feld sowie die Suche nach Gemeinden und Städten, in denen ab Frühjahr 2025 erste Massnahmen getestet werden können.
Zur MedienmitteilungSeit 2015 gibt eine breit angelegte Umfrage des Schweizer Kompetenzzentrums gegen Littering IGSU Aufschluss über die Littering-Situation in der Schweiz. Die neusten Ergebnisse zeigen, dass sich die Situation weiter entspannt. Besonders positiv fällt die Befragung in der italienischen Schweiz aus.
Plakat-Kampagnen, Raumpatenschaften, Anti-Littering-Aktionen, Ausbau der Abfallinfrastruktur, Umweltunterricht an Schulen, Littering-Bussen – über die Jahre haben Gemeinden und Städte, oft in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Kompetenzzentrum gegen Littering IGSU, ausgeklügelte Massnahmen-Mixe gegen Littering entwickelt. Nachdem sich Städte und Gemeinden um die Jahrtausendwende aufgrund von verändertem Freizeitverhalten, vermehrtem Unterwegskonsum und steigende Bevölkerungszahlen mit einer Zunahme des Litterings konfrontiert sahen, nimmt das Littering seit Längerem wieder ab. Das bestätigen auch die neusten Ergebnisse der jährlichen Umfrage der IGSU: Die Befragung wird seit 2015 durchgeführt und dokumentiert seither im Schnitt eine stetige leichte Verbesserung. «Dass die Massnahmen gegen Littering wirken, freut uns sehr», betont IGSU-Geschäftsleiterin Nora Steimer. «Politik, Wirtschaft, Verbände und nicht zuletzt die mediale Berichterstattung sorgen seit Jahren dafür, dass das Bewusstsein für die Littering-Problematik in der Schweiz zunimmt.»
Detaillierte Auswertung hierEine breit angelegte Umfrage des Schweizer Kompetenzzentrums gegen Littering IGSU gab dieses Jahr bereits zum achten Mal Aufschluss über die Littering-Situation in der Schweiz. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Situation weiter entspannt. Zu verdanken ist diese Tendenz unter anderem den Städten, Gemeinden und Schulen, die Littering mit einem breiten Massnahmen-Mix bekämpfen.
Nur 7.5 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass vor Ort «eher viel» oder «viel» gelittert wird. 81.2 Prozent finden hingegen, dass vor Ort «eher wenig» bis «wenig» Littering liegt; 2022 waren noch 79.9 Prozent dieser Meinung. Auch auf die gesamte Schweiz gesehen, hat sich die Situation verbessert: Während 2015 noch 25 Prozent der Befragten der Ansicht waren, dass in der Schweiz «eher viel» oder «viel» gelittert wird, waren es 2023 noch 16 Prozent. Dass sich die Situation verbessert hat, zeigt sich auch daran, dass sich dieses Jahr nur noch 25 Prozent der Befragten «eher stark» oder «stark» von der Littering-Situation gestört fühlen. Vor acht Jahren waren es noch 75 Prozent, 2022 waren es 28 Prozent.
Um weitere Erkenntnisse zu diesem Punkt zu gewinnen, wurde die Frage dieses Jahr erstmals auf zwei spezifischere Fragen ausgeweitet: Einerseits wurden die 3568 Befragten gebeten, zu beurteilen, wie gestört sie sich vom Littering in der Schweiz fühlen, andererseits mussten sie beurteilen, wie gestört sie sich am Ort der Befragung von Littering gestört fühlen. Dabei störten sich die Befragten deutlich mehr an Littering in der Schweiz gesamthaft als an Littering am Ort der Befragung.
Laut dem Umweltpsychologen Ralph Hansmann von der ETHZ ist diese auffallend grosse Differenz vermutlich auf negative eigene Erfahrungen an anderen Orten und auch auf Medienberichte zurückzuführen, die zum Teil gezielt gravierende Problemzonen thematisieren. Solche Erfahrungen können dazu führen, dass die Beurteilungen der Störung durch Littering für die Schweiz insgesamt gravierender ausfallen als die tatsächliche Störung vor Ort. Um die Situation weiter unter Kontrolle zu halten, müssen die Massnahmen gegen Littering zwingend weitergeführt werden.
Ausgangslage
Littering ist eine der prominentesten Arten der Umweltverschmutzung (Ojedokun, 2011). Zigaretten werden dabei am häufigsten gelittert (Curtis et al., 2017; Novotny & Slaughter, 2014). Jährlich werden weltweit 6 Billionen Zigaretten entsorgt; davon landen 4.5 Billionen durch Littering in der Umwelt (Araújo & Costa, 2019), z.B. auf Strassen, Gehwegen und Grünflächen (Wallbank,
MacKenzie & Beggs, 2017). Sie bergen damit eine besondere Gefahr für die Umwelt (Slaughter et al., 2011; Wallbank, MacKenzie & Beggs, 2017). Die Reinigung von gelitterten Zigarettenstummeln ist zudem sehr teuer, da das Einsammeln von Kleinteilen auf Flächen mit Rasen, Kies, Baumscheiben oder Hecken einen hohen Reinigungsaufwand verursacht (Berger & Sommerhalder, 2011). In den Schweizer Gemeinden entfallen 36% der Littering-bedingten Reinigungskosten auf Zigaretten; dies entspricht schweizweit 53 Mio. Schweizer Franken (Berger & Sommerhalder, 2011). Insgesamt gehen mit Zigaretten-Littering schwerwiegende gesundheitliche, wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen einher. Daher ist es wichtig, die Ursachen zu analysieren sowie realistische, nachhaltige und langfristige Lösungen zu deren Vermeidung zu finden. (Chaudhary, Polonsky & McClaren, 2021).
Zielsetzung
Die Beantwortung der Frage nach dem «Wer?» erlaubt eine genauere Beschreibung der
Zielgruppe. Erkenntnisse dazu ermöglichen eine adressatengerechte Ansprache der Kampagne, die sich an den Merkmalen der relevanten Zielgruppe orientiert.
Eine Feststellung der typischen Orte («Wo?»), an denen Zigaretten-Littering stattfindet, erlaubt setting-spezifische Massnahmen. So können sowohl Sensibilisierungskampagnen (wie Plakate) als auch konkrete Interventionen (wie auffällige und attraktive Aschenbecher) gezielt dort eingesetzt werden, wo das Littering-Verhalten besonders häufig stattfindet, resp. als besonders problematisch erachtet wird.
Ein Verständnis der Gründe («Warum») für Zigaretten-Littering ist besonders hilfreich für die inhaltliche Gestaltung möglicher Kampagnen. Kenntnisse zu den Einstellungen, Motivationen oder Barrieren beim Thema Zigaretten-Littering ermöglichen ein gezieltes Aufgreifen der Perspektive von Raucher*innen. Auf diese Weise können Kampagneninhalte mögliche Wissenslücken schliessen, Begründungen für Zigaretten-Littering entkräften oder Barrieren dafür stärken.
Die Beantwortung der obengenannten Forschungsfragen ermöglicht insgesamt den Einsatz einer zielgruppenspezifischen Kampagne, die systematisch an relevanten Orten eingesetzt wird und inhaltlich zielgerichtet relevante Überzeugungen von potenziellen Zigaretten-Litterern aufgreift.
Zigaretten-Littering ist ein weitverbreitetes Problem, bei dem Zigarettenstummel auf Strassen, Gehwegen und anderen öffentlichen Plätzen entsorgt werden. Dies verursacht hohe Reinigungskosten, verschandelt das Ortsbild und schadet der Umwelt durch die Freisetzung von schädlichen Chemikalien. Der vorliegende Bericht schafft eine Übersicht zum wissenschaftlichen Kenntnisstand im Bereich Zigaretten-Littering. Dafür werden die Einflussfaktoren sowie die Wirksamkeit von Massnahmen untersucht und offene Fragen identifiziert.
Einflussfaktoren und Ursachen von Zigaretten-Littering:
In der Forschung wird prototypisch von einem jungen, männlichen Raucher als Zigaretten-Litterer ausgegangen. Neuere Ansätze nehmen eine differenziertere Perspektive ein und schlagen eine Unterscheidung anhand verschiedener Typologien von Zigaretten-Litterern vor. Ob jemand Zigaretten littert, hängt insgesamt einerseits von individuellen Einflussfaktoren ab, wie Überzeugungen und Einstellungen (z. B. zur Schädlichkeit der gelitterten Zigaretten). Andererseits spielen aber auch soziale Normen eine Rolle, also die Wahrnehmung, dass Zigaretten-Littering gesellschaftlich akzeptiert wird (oder nicht). Auch umweltbezogene Faktoren, wie die Infrastruktur, können das Zigaretten-Littering beeinflussen (z. B. die Anzahl und die Platzierung von Aschenbechern).
Massnahmen:
Um das Zigaretten-Littering wirksam zu reduzieren, müssen bei der Entwicklung von Lösungen diese individuellen, sozialen und umweltbezogenen Einflussfaktoren berücksichtigt werden. Untersuchte Massnahmen umfassen beispielsweise die Sensibilisierung von Raucherinnen und Rauchern, die Anpassung der Infrastruktur, regelmässige Aufräum-Aktionen oder die Einführung von Bussen. Aufklärungskampagnen und Anti-Littering-Botschaften auf Zigarettenpackungen können das Problembewusstsein der Raucherinnen und Raucher stärken; ihre Wirkung auf das tatsächliche Littering-Verhalten wurde jedoch bisher kaum untersucht. Studien zeigen, dass Bussen nur schwer umsetzbar sind und daher ihre Wirkung eingeschränkt ist. Ein Rauchverbot oder Raucherzonen können hingegen die soziale Norm vermitteln, dass Zigaretten-Littering nicht akzeptiert wird. Die Wirkung der Anzahl Aschenbecher auf das Zigaretten-Littering wird unterschiedlich bewertet, und der Einfluss von Aufräum-Aktionen wurde noch nicht abschliessend untersucht. Nudges, wie das Design von Aschenbechern, werden zunehmend erforscht; es gibt jedoch erst vereinzelte Erkenntnisse dazu. Einigkeit besteht darüber, dass das Problem des Zigaretten-Litterings nur durch ein umfassendes Massnahmenpaket nachhaltig und langfristig reduziert werden kann.
Ungeklärte Fragen:
Es bestehen noch einige ungeklärte Fragen. So ist beispielsweise wenig über verschiedene Zigaretten-Littering-Typen, ihre Einstellungen und Motivationen bekannt – und wie man wirksame Massnahmen spezifisch für einzelne Zielgruppen gestaltet. Ausserdem bleibt unklar, welche Massnahmen für eine effiziente Reduktion des Zigaretten-Litterings idealerweise kombiniert werden sollten. Zukünftige Forschung sollte deshalb zielgruppenspezifische Massnahmen sowie Massnahmen-Kombinationen systematisch evaluieren. Eine methodische Schwäche in der bisherigen Forschung ist, dass viele Erkenntnisse auf selbstberichtetem Verhalten beruhen und somit durch soziale Erwünschtheit verzerrt werden. In zukünftigen Studien sollte daher die Wirksamkeitsmessung mittels Erfassung des tatsächlichen Littering-Verhaltens erfolgen.
Nach Corona-Schock: Littering nimmt wieder ab
Nachdem die Littering-Situation in der Schweiz während der «Corona-Jahre» 2020 und 2021 angespannt war, wurde der Trend zur Verbesserung von vor der Pandemie 2022 wieder fortgeführt. Das zeigen die Ergebnisse der jährlichen Umfrage der IG saubere Umwelt (IGSU).
In den vergangenen zwei Jahren schlugen viele Schweizer Städte und Gemeinden Alarm, die während der Lockdowns eine deutliche Zunahme des Litterings beobachtet haben. Die IGSU-Umfrage zeigt nun, dass sich die Situation nun wieder deutlich entspannt hat und sich der Trend hin zu einer Verbesserung der Littering-Situation fortsetzt.
Von Mai bis September 2022 befragten IGSU-Botschafter-Teams 2391 Passantinnen und Passanten in 34 Schweizer Städten und Gemeinden in allen Landesteilen zum Thema Littering. Gemeinsam mit Dr. Ralph Hansmann, Dozent für Nachhaltigkeitswissenschaften am Departement Umweltsystemwissenschaften der ETH Zürich, wurden die Antworten ausgewertet.
Nur 7.6 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass am Ort der Befragung «eher viel» oder «viel gelittert wird. Vor einem Jahr lag der Wert noch bei 8.6 Prozent. 79.9 Prozent finden hingegen, dass vor Ort «eher wenig» bis «wenig» Littering liegt; 2021 waren noch 79.3 Prozent dieser Meinung.
Auch auf die gesamte Schweiz gesehen, hat sich die Situation verbessert: Während 2015 noch 25 Prozent der Befragten der Meinung waren, dass in der Schweiz «eher viel» oder «viel» gelittert wird, waren es 2022 noch 19 Prozent. Dass sich die Situation verbessert hat, zeigt sich auch daran, dass sich dieses Jahr nur noch 28 Prozent der Befragten «eher stark» oder «stark» an Littering stören. Vor sieben Jahren waren es noch 75 Prozent, 2021 waren es knapp 50 Prozent.
Detaillierte Auswertung hier2015 wurden bestehende Beispiele unter die Lupe genommen wurden. Dafür wurden in einem ersten Schritt erste Voranalysen und Recherchen durchgeführt und auf deren Basis standardisierte Experteninterviews mit Organisatoren bestehender oder geplanter Raumpatenschaften in der Schweiz geführt. Es konnten wertvolle Informationen zur effektiven Planung und Umsetzung von Raumpatenschaften in der Praxis abgeleitet werden.
In der zweiten Studienphase wurde 2016 untersucht, wie sich Raumpatenschaften auf die Sauberkeit vor Ort auswirken und ob Hinweisschilder zusätzlich helfen, das Littering zu reduzieren und die Bevölkerung für das Littering-Problem zu sensibilisieren.
Aus den Erkenntnissen der Studie wurde einen Leitfaden für die effektive Realisierung von Raumpatenschaften in der Praxis abgeleitet. Mehr Informationen dazu: Hier
Das Feldexperiment besätigt: Der Einsatz von Plakate wirkt sich positiv auf das Littering-Verhalten der Passantinnen und Passanten aus. Das beste Resultat lieferten Plakate mit einer witzigen Botschaft sowie Plakate, die zur Schonung der Umwelt aufriefen. Am schlechtesten – aber immer noch klar besser als die Situationen ohne Plakat – schnitt das Plakat ab, das im Befehlston zur korrekten Entsorgung aufrief.
Download der StudieIn Zusammenarbeit mit der ETH Zürich, Prof. Ralph Hansmann, hat die IGSU eine Studie zur Wirksamkeit von Sensibilisierungsgesprächen durch IGSU-Botschafter-Teams und zum Erfolg verschiedener Plakat-Slogans durchgeführt.
Die Studie besätigt den Erfolg des Botschafter-Konzepts: Besonders zielführend für die Sensibilisierung der Littering-Problematik ist eine direkte Ansprache und ein freundlicher, witziger Kommunikationsstil. Diese Erkenntnisse, die auf einer Umfrage beruhen, werden in diesem Jahr zusätzlich durch eine Feldstudie vertieft.
Download der StudieDie FehrAdvice & Partner AG untersuchte im Auftrag von IGSU, IG DHS und McDonald's Schweiz das Littering in der Schweiz. Die 2014 veröffentlichte Studie hat den Titel «Littering in der Schweiz – Studie zur Wirksamkeit von Massnahmen unter Berücksichtigung verhaltensökonomischer Erkenntnisse».
Die Studie untersucht – auf Basis von wissenschaftlicher Evidenz – erstmals den Einfluss von verschiedenen Kontexten auf das Littering-Verhalten. Das Hauptinteresse der Studie gilt dabei insbesondere der Frage, ob eine generelle gesellschaftliche Norm zu littern existiert oder ob vielmehr das soziale Umfeld, der jeweilige Ort oder die Tageszeit sowie auch individuelle Eigenschaften das Littering-Verhalten bestimmen. Darüber hinaus wird die Wirksamkeit von aktuell diskutierten Massnahmen zur Eindämmung des Litterings in der Schweiz untersucht und mit wissenschaftlicher Evidenz beurteilt.
Weitere Informationen und Download der Studie auf der Website von Littering in der Schweiz.